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Keller ist ein sehr guter und angenehm zu lesender Autor. Der Titel „Sprachwandel“ verspricht aber zunächst mehr als es die eigentliche Absicht des Autors ist. Im Vorwort und nochmal im Fazit betont er, dass hier keine Theorie des Sprachwandels vorliegt, sondern vielmehr eine Meta-Theorie vorgeschlagen wird, die wissenschaftliche Kriterien aufstellen möchte, damit eine Theorie des Sprachwandels irgendwann geschrieben werden kann. Der Untertitel „von der unsichtbaren Hand“ soll den Mechanismus des Sprachwandels andeuten.Der Fokus dreht sich auch immer wieder um diesen Untertitel. Einige Ausführungen kommen dadurch zu kurz. Es lassen sich letztlich doch, auch wenn Keller nicht daran glaubte, Gegenbeispiele anführen, die in seinen wiss. Kriterien hätten bearbeitet werden müssen. Keller stellt zwar die richtige Forschungsfrage voran: "Wenn wir wüßten, wozu wir Sprache verwenden, wüßten, wir, warum sich durch unser Kommunizieren unsere Sprache ändert ?", doch bei der Beantwortung derselben greift er eher beiläufig und überwiegend allgemein auf soziologisch und psychologisch bekannte Äußerungen zurück; und das auch nur auf ca. zwei-drei Seiten.Rudi Kellers Arbeit basiert hauptsächlich auf Humboldt's, Saussure's und Chomsky's Sprachtheorien. Leider verstellt er sich damit den Zugang zu einer interdisziplinären Herangehensweise. Er wollte in seiner meta-theoretischen Arbeit außer-linguistische Komponente weitgehend ausblenden. Diese Position ist sehr bedauerlich. Seine Meta-Theorie steht damit auf sehr wackeligen Füßen. Sprachwandel benötigt Komponente des Sprachursprungs, der Begriffsgeschichte, der Neurobiologie und Psychologie.Es lohnt sich dennoch seine Meta-Theorie des Sprachwandels zu lesen, da sich hier Anregungen für weitere Erkenntnisse bieten. Schon allein seine Art zu schreiben ist ein literarischer Genuss.Viel Spaß beim Lesen